Die Helden kamen spät nachts im Wald an, dessen Bäume alle unheimlich verknorrt und verwachsen waren. Sie wollten möglichst unerkannt und mit Überraschung vorgehen.
Da versenkte sich der Sergeant, der ja die Natur liebte, und fühlte, was ihm diese sagte. Er spürte ein massives Bauwerk als einen Fremdkörper, gut eine Meile entfernt -- den Tempel. Er spürte auch die Präsenz eines Dämons, etwa eine weitere Meile entfernt dahinter im Wald.
Zuerst schlich sich Legan unsichtbar um den Tempel herum: der Tempel war von einer überwucherten Außenmauer umgeben, in der es allerdings auf der Rückseite einen Riss gab, den man durchklettern könne, wenn man die Dornen und Ranken entferne. Am Tor vorne standen Wasserspeier, und in den Schatten hielten mehrere Hobgoblins Wache. Dann schickte Amergin sein Käuzchen los, das berichtete: Im Innenhof um den Tempel herum liefen gut ein halbes Duzend große Hunde oder Wölfe frei. Der Tempel selbst schien weitgehend erhalten, auch er von Hobgoblins am Eingang bewacht, und über und über mit Wasserspeiern bestückt. Hinten an der Mauer gab es die Ruine eines Turmes.
Der Sergeant versenkte sich nochmals in die Natur, und stellte fest, dass auch der Dämon immer noch an derselben Stelle war. Sie schlossen daraus, dass er wahrscheinlich einen geheimen Hintereingang bewachte, und machten sich auf den Weg. Wieder spähten sie heimlich mit dem Käuzchen voraus, und sahen ein verfallenes Bauerngut, in dem sich ein Priester aufhielt, nahbei ein alter Schuppen, ein Brunnen, und ringsherum Haufen von Erdreich, das noch nicht überwachsen war. Dort wo der Sergeant den Dämon spürte, lag nur ein harmloser kleiner Hobbit am Fuße eines Baumes, und blickte auf die Lichtung mit dem Haus.
Kanon Hazen, der ein veritables Lexikon der Dämonenkunde zu sein schien, meinte es handle sich wahrscheinlich um einen Succubus. Es gäbe Dämonen ohne Zahl, und auch diejenigen Arten, die bekannter wären, würden sich von Individuum zu Individuum unterscheiden, in Macht und Fähigkeiten. Nur einige Arten konnten allerdings eine gefällige Gestalt annehmen, und unter diesen waren Succubi an häufigsten, Spione und Verführer des Abgrundes. Sie konnten oft Gedanken lesen, um die Schwächen und Geheimnisse ihrer Opfer zu verstehen, was es schwierig machen würde, sich anzuschleichen, ohne dass der Dämon etwas bemerken würde.
Die Helden klügelten einen Angriffplan aus: Amergin verwandelte sich in einen Riesenadler, und Adumo ritt auf seinem Rücken, Legan schlich sich vor, und koordinierte das Vorgehen mit geflüsterten Zaubern, die den anderen Botschaften zukommen ließen. Er ließ den Sergeant fliegen, der sich unsichtbar machte. Kanon Hazen bliebt ungeschützt zurück. Legan peilte den Priester an, den er durch die offene Tür mit verbesserter Nachtsicht dank der Linsen aus der Entfernung sehen konnte, und der dort in einem Schaukelstuhl saß, und gab das Zeichen zum Angriff. Mit einem einzigen Schuss ins linke Auge traf er den Priester, der Sergeant schwebte gleichzeitig zu ihm hinunter, und der Riesenadler krachte aus der Höhe durch das Geäst herab auf den kleinen Hobbit, Ardumo sprang herab und hackte mit seinem Flammenschwert auf ihn ein. Die Überraschung war perfekt. Der Priester war tot, sein Kopf gegen den Schaukelstuhl geheftet von Legans Pfeil. Der Sergeant sprintete zum Hobbit, der schon fast tot war, und gab ihm den Rest. Der verwandelte sich kurz in eine scharf aussehende Dämonin mit langem Schwanz und Fledermausflügeln, ein Succubus in der Tat, bevor er sich auflöste. Der Sergeant spürte ein seltsames Gefühl, ein Art Lust am töten.
Dann durchsuchten sie die Hütte und den Priester, der in seiner Tasche ein Folterbesteck hatte, fanden aber sonst nichts, auch keine geheime Falltür. Der Schuppen war fast völlig mit Erde aufgefüllt. Schließlich gingen sie zum Brunnen. Der war trocken, und führte zu einem engen Tunnel, durch Erdreich und dann Fels, der schließlich in einer ovalen Kammer endete. Ein weiterer enger und langer Gang durch den Fels brachte sie zu einer kleinen Kammer, in deren Decke ein Schacht zu einer Falltür führte, und in der zwei Kisten auf einem Tisch standen, eine gefüllt mit Gold- und Silbermünzen, die andere mit einigen Tränken die in Tuch eingeschlagen waren. Über der Falltür, die sie vorsichtig und leise öffneten, war eine kleine Kammer voll Unrat und schlafenden Goblins. Drei der Unbewaffneten meuchelte Legan dahin. Er rechtfertigte es damit, dass sie sonst Alarm schlagen würden. Dennoch war das keine gute Handlung. Den vierten fesselten und verhörten sie, er sagte, er sei ein Sklave der Hobgoblins im Nebenraum, die sich hier im Turm der Außenmauer des Tempels vor den "anderen" Hobgoblins im Tempel verschanzt hätten. Die Wachen der Hobgoblins überraschten sie auch, und Ardumo schüchterte sie so ein, dass sie ihre Waffen niederlegten. Dann sammelten sie alle Waffen ein, und weckten die den Rest der auf Strohlagern schlafenden Hobgoblins und deren Anführer, Big Bertram. Er könne ihnen helfen, oder sterben.
Big Bertram erzählte, sie wären eine unabhängige Gruppe, die Hobgoblins im Haupttempel würden sie gern herauswerfen, um den Turm als Wachturm zu gewinnen, aber der Turm ließ sich gut verteidigen, weil man die Tür verriegeln und vom Dach Dinge herab schleudern konnte. Und die Gruppe hier kannte die geheime Spalte in der Rückmauer, durch die sie ungesehen ein- und ausgehen konnten, in den Wald, um Vorräte zu erjagen. Auch hatten sie die Wachhunde angefüttert, so daß diese sie nicht mehr angriffen oder Alarm schlugen -- was sie sonst sofort täten, wenn ein Fremder in den Hof des Tempels eindränge. Von Priestern wußte er nichts. Im der Ruine eines Wirtschaftsgebäudes in der Nähe habe sich auch vor ein paar Tagen eine Schamanin der Hobgoblins des Tempels mit Helfern eingenistet, die offenbar sich mit diesen überworfen hatte, das war die einzige Priesterin, die ihm einfiel. Er würde sie gern als Verbündete gewinnen, denn sein Battalion hatte keinen Schamanen, aber er war nicht sicher, ob das nicht nur eine Falle war, um jemandem bei ihm einzuschleusen.
Die Helden boten ihm an: wenn er ihnen Gefolgschaft schwöre, würden sie mit ihnen zusammen den Haupttempel angreifen, und ihn zum Herrscher dort einsetzen. Er dürfe lediglich keine unschuldigen Töten. Er zweifelte erst, und meinte es gäbe mehrere Duzend Hobgoblins im Tempel, und sie wären nur vier. Der Sargeant erklärte er solle sich doch mal anschauen, was für vier -- mit all den Narben, magischen Waffen -- und überzeugte ihn. Big Bertram schwor ihm Gefolgschaft. Er meinte aber, er selbst sein Captain, er könne keinem Sargeant folgen. Wenn er so mächtige wäre, dann müsse Sweetheart doch mindestens General sein. Das wäre dann OK -- sie wären Gefolgsleute des Schwarzen Generals! Er war auch mächtig stolz, nicht einfach irgendein Hobgoblin zu sein, sondern ein Hobgoblin vom Tempel des Elementaren Bösen.
Als nächstes ließen sie die Hobgoblins die Wachhunde anlocken mit Wildbret, und Amergin bezauberte sie alle mit Tierfreundschaft, so daß sie die Helden nicht mehr als Eindringlinge wahrnehmen würden, und nicht anschlügen. Sweetheart sprach auch mit ihnen, und sie schickten sie wieder auf Patroullie, um keinen Verdacht zu erregen. Dann schlich Legan zu der Ruine, durch ein kleines Loch kam man in einen Kriechkeller voll Geröll und Rattenköttel, darin gab es eine geheime Falltür, die in einen alten Weinkeller führte, in dem die Shamanin mit ihren Wachen schlief. Mit seiner Zauberhand stahl Legan den Wachen die Waffen. Dann schickten sie einen ihrer Verbündeten, um der Schamanin ein Angebot zu machen.
Die war völlig ausgehungert, und erzählte, während sie eine der Rationen von Sweetheart verschlang, sie habe fliehen müssen, den sie habe versucht die anderen Hobgoblins zu überzeugen, einen fähigeren Anführer als Rarkus zu wählen, dem es an strategischem Weitblick und Ambition fehle, aus dem Tempel wieder etwas wirklich Bedeutendes zu machen. Die anderen hätten das aber nicht erkannt. Sie gab ihnen auch genauere Beschreibungen geben über Truppenstärke und Lageplan des Tempels. Außer Rarkus gab es noch einen mächtigeren Schamanen, Krebbich, vier Elitewachen, gut eineinhalb duzend Hobgolins, und Goblinsklaven.
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