Mittwoch, 17. Juni 2015

Der Drache und der Rabe

Dick vermummt in ihre Schlafdecken, um sich irgendwie zu schützen, kehrten sie zu dem Gang der Kälte zurück. Die Kälte drang durch, doch ein wenig half es. Hinter der Tür am Ende des Ganges herrschte undurchdringliche Finsternis, die greifbar Böse war. Jean überkam Panik, und alles gute Zureden Ildorions war vergebens. Jean floh, sich zu verstecken bis die Helden zurückkämen -- wenn sie zurückkämen. 

Die Finsternis barg einen bösen Tempel. Auf einem Altar lag ein riesiges silbernes Horn. Im Licht der Fackel der Enthüllung, die sie Dank des Hinweises der Friese im Korridor entzündeten, sahen sie auch drei Schalter. Sie wagten allerdings nicht, das Horn zu blasen. 

Tiefer hinter der Finsternis verborgen lag ein Gang mit sechs Dämonenstatuen und Wänden aus violettem Licht. Rorro schaffte es schlau, die Fragen der Dämonen zu beantworten, die da lauteten: Wer, Warum, Was, Wo? er sagte wer er war -- seinen wahren Namen, warum er da sei -- um den Tempel zu zerstören, was er in Händen hielt -- seine Waffe, und wo er sei -- im Tempel des Elementaren Bösen. 

Bei der nächsten Frage aber, Wann, scheiterte er, und fand sich in einen weiteren Tempel teleportiert, mit Dämonenstatuen und noch kälter, und Finsternis am nahen Ende, am weiten Ende noch einem Altar. Er spürte das Böse, widerstand, und tappte mit Erfrierungen in die Dunkelheit, bis er aus ihr wieder in den Tempel mit dem Horn trat: er hatte einen Verbindung gefunden. 

Als Ildorion und Rorro sich nochmals in den neuen Tempelraum hineinwagten, wurden sie von Schattenhaften Ungeheuern überfallen, die Feuer spien. Kaum entkamen sie mit ihrem Leben. In dem Altar hatten sie im Licht der Fackel aber eine Vertiefung gesehen, etwa gross genug für den Kopf eines Kindes. 

Schließlich dachten sie dass das Wann nach dem Zeitpunkt von Tharizdun's Befreiung fragte, sagten trotzig Niemals! und kamen an die letzte Barriere. Der Dämon fragte wieder Wer? Ildorion rief schlau Tharizdun und der Durchgang war frei. 

Der Wurm von Lortmil

Dieser gab den Blick frei auf einen weiten Krater, überzogen von Smog der die Sonne kraftlos machte. Im Zentrum des Kraters ragte ein Turm aus schwarzem Eisen in die Höhe, wie ein Nagel der eine Wunde in die Erde geschlagen hatte: Lavaklüfte mit giftigen Rauchschwaden tauchten seinen Fuß in rotes Glühen. Die Spitze des Turms, hoch oben, war jedoch zermalmt, und darauf ruhte ein gewaltiger roter Drache -- man konnte nur seine Schwanzspitze herabhängen sehen und eine Klaue, doch diese war so riesig, dass die Drachen die die Helden schon gesehen hatten, sich daneben wie Miniaturen ausnahmen. 

So entsetzlich war der Drache, von dem Druuna in den Märchen ihrer Kindheit gehört hatte, dass sich niemand außer Rorro getraute, auch nur den Hof zu betreten. Dies war Amon-Seth, der Wurm von Lortmil, alt wie die Berge selbst, Urahn aller roten Drachen dieser Welt, Zerstörer von Silberbinge, Verschlinger von Königen, der Unsterbliche, der Feuersturm, von manchen für reine Legende gehaltene, von der Welt lange verloren geglaubte. 

Rorro also wagte sich in den Hof, und wurde von bleichen Grabunholden überfallen, in deren weißes Fleisch Runen tätowiert waren. Sie trugen schwarzes Leder, Langschwerter, sogar Bögen. Er floh schwer verletzt in den Korridor zurück, wo die anderen dabei waren, sich auf den Schock mit dem Drachen Mut anzutrinken. Nachdem er sie mit Entgiftungswundern wieder ausgenüchtert hatte, beschlossen sie, zu versuchen den inneren Kreis zu verlassen. 

Leider war in der Zwischenzeit die Unsichtbarkeit verflogen. Rorro glaubte, wenn Vacra wieder die Gestalt eines Trog annähme, könnten die anderen als Nachschub für den Erdtempel ausgegeben werden, und man könne den Tempel auf dem selben Weg wieder verlassen, auf dem man hereingekommen war. Da alle das glauben wollten, überzeugte er sie von diesem Plan. Man sammelte noch Jean ein und zog los. 

Die Wachtruppe am Eingang war aber misstrauisch, und es half auch nicht, dass die Antworten auf ihre Fragen recht ungeschickt waren. Sie riefen jemanden herbei, der sich als Hedrack vorstellte, ein hagerer Priester in Vollplatte, mit einem Stab an dem sich Tentakel wanden. Dieser befahl nach kurzer Befragung, als Ardumo erklärte, man wäre über die Wasserbrücke hereingekommen, die Verhaftung der Gruppe. Frenetische Fluchtversuche folgten, die jedoch rasch von den Wachen, von Hedrack, und von dem Mann mit der Steinmaske, der auf einmal aus den Schatten trat, niedergemacht wurden. Mit einem unheiligen Wort blendete und schlug Hedrack Illdorion und Ardumo mit Taubheit. Dann prügelte er Rorro, der nicht durch die Reihen der Wachen hatte brechen können mit dem Tentakelstab nieder. Der Maskenmann erschlug Vacra mit einem Blitzspeer. Die Wachen machten Jean nieder. Druuna ergab sich klug ohne Widerstand. 

Hochsicherheitstrakt

Die Helden wurden stabilisiert und in ein Gefängnis gebracht, in dem eine Grünhexe als Kerkermeister fungierte. Die Magier und Kleriker wurden gefesselt, und noch dazu mit einem öligen Trunk betäubt. Die Zellen bestanden aus Kraftfeld-Kuben, in die man teleportiert wurde, unzerstörbar, undurchdringlich. Andere Zellen enthielten eine Elbin, einen Halbling, einen Zwerg mit Feuerhaar, einen Troll und einen Lamassu. 

In den kommenden Tagen wurden sie von Hedrack unter Einfluss einer Zone der Wahrheit verhört. Sie antworteten geschickt, und das weitgehende Desinteresse der Helden an Hintergründen und Zusammenhängen im Vergleich mit Gold und Schätzen war hier einmal hilfreich. Ildorion wußte nicht einmal, wer oder welches Gottes Priester ihm das Leben wieder gegeben hatte, und außer Rorro selbst konnte sich keiner erinnern, wes Gottes Priester der sei. Dass sie eigentlich im Auftrag von Kanonin Ydey hier waren (die auch Ildorion wiederbelebt hatte) blieb so verborgen. Dennoch erfuhr Hedrack natürlich viel zu viel. 

Eigentlich sollten die Gefangenen bei zu wenig Wasser und Brot in einem Schwächezustand nahe des Todes gehalten werden. Doch Druuna setzte all ihre Reize und ihre Kniffe aus ihrer Zeit als Kurtisane ein, bot sich Hedrack mit ihrem Körper an und gab sich ihm wiederholt hin. Dafür erhielt sie gute Verpflegung, und selbst den anderen gestand er Wasser zu. Sie schaffte es auch, mittels einer Illusion, die sie still zaubern konnte, unbemerkt nichts von der Droge zu trinken. Sie erfuhr beim Bettgeflüster, dass der Kult nach einem Champion des Elementaren Bösen suchte, für den es heilige Waffen gab, einen Stab und Schutzringe der Kraft, und der laut Prophezeihung den Gott befreien könne. Druuna war nicht sicher -- vielleicht war sie das ja?

Das andere Gute an der Gefangenschaft war, dass die Zellen, die sämtliche Zauber blockierten, auch die Angriffe im Traum durch den Meister Vacra's blockierten. So konnte sie all ihre Zauberkraft regenerieren. 

Schließlich verlor Hedrack vorübergehend das Interesse an den Gefangenen und als Druuna das nächste Mal heraufteleportiert wurde, war dort ein anderer Kleriker namens Varachan, ein Elf mit narbigem Gesicht. In dem Laib Brot, den er ihr gab, waren Komponenten für Feuerbälle, ein Darm mit einem starken Heiltrank, und eine Nachricht, die besagte dass Druuna die Hexe überwinden müsse, dann könnten die Helden entkommen -- wieder gezeichnet mit "der Rabe". 

Am nächsten Tag waren nur Varachan und die Hexe da. Als Varachan Druuna zuzwinkerte, machte diese sich unsichtbar. Dann ging alles sehr schnell, Druuna deckte die Hexe mit Feuerbolzen ein, die Hexe verschwand ebenfalls, Druuna, die die Zellennummern auswendig gelernt hatte, teleportierte erst den Troll, dann den Lammasu nach oben. Der Priester befehligte die Hexe zurück, die schon los wollte die Elementare rufen, sie müsse die Tür halten, die Gefangenen dürften nicht entkommen, und kämpfte währenddessen mit dem Troll. Der Lammassu wurde AUCH unsichtbar, dann wirkte er ein Wunder das die Hexe wieder sichtbar werden ließ. Schließlich fiel diese unter den Pranken des Lamassu und Druunas Feuerstrahlen, die nebenher den Rest der Gruppe rief, dann fiel auch der Troll. 

Der Priester war schwer verwundet. Er gab sich als der Rabe zu erkennen und bat Druuna, mit der Befreiung der übrigen gefangenen zu warten, bis alles besprochen sei, um die Zahl der Eingeweihten gering zu halten. 

Der Rabe spricht

"Ich bin Varachan, der zweite im Rang nach Hendrak, Meister des Inneren Kreises. Vor einigen Jahren, vielleicht war es mein elfisches Blut, kamen mir Zweifel daran ob das was unser Kult tut das richtige war: die Auslöschungen allen Seins. Mit der Zeit wurden die immer stärker, bis ich vor einigen Monaten meinen Glauben an Tharizdun verlor. Ich musste diesen Wahnsinn stoppen. Ich entschied, dass ich nützlicher hier drin bin, als draußen -- hier erfahre ich was vor sich geht, und kann Euch oder anderen helfen, Warnungen und Informationen zukommen lassen. 

Natürlich ist das gefährlich für mich, so habe ich meine Kräfte verloren, als ich Tharizdun abschwor, und das könnte mich enttarnen, aber draußen wäre ich kaum von Nutzen. Ich besitze eine Kristallkugel, mit der ich Euch von Zeit zu Zeit beobachtet habe, und meinen größten Schatz, einen Onyxraben, der sich in einen Raben verwandeln und der Botschaften und kleine Gegenstände überall hintragen kann. Damit habe ich Euch damals vor Rastor gewarnt, und Euch beim Kampf gegen den Erdtempel eine Schriftrolle zukommen lassen. 

Es gibt zwei Dinge die wichtig sind und hier vor sich gehen. Das gefährlichere ist der Plan Tharizdun zu befreien. Der Kult versucht das allerdings schon seit Jahrtausenden ohne Erfolg. Tharizdun teilt sich uns durch Träume mit, doch ich glaube, er weiß auch nicht, wie sein Gefängnis beschaffen ist. Aber natürlich lernt Er aus den Fehlschlägen immer etwas dazu. Wir glauben, dass der Weg darin besteht, die Kinder Tharizduns zu befreien, die dann ihn befreien werden. Dazu diente der alte Tempel, er verfügte über vier Elementarknoten, in die die Prinzen des Elementaren bösen beschworen werden sollten, welche von Ihm erschaffen wurden: Yan-C-Bing, Prinz der bösen Lüfte, Olhydra, Prinzessin der bösen Wässer, Imix, Prinz des bösen Feuers und ---, Prinz der bösen Erde. Der dritte der Triade ist derzeit dort mit einer Expedition um die Knoten wieder freizulegen, und die Prinzen zu rufen. Doch für das Ritual braucht man auch noch den  Champion, der noch nicht gefunden ist. Und es gibt eine Prophezeihung, dass der Champion auf einen Mond oder Monde reisen muß, damit Tharizdun frei werden kann. 

Der Vallis-Mond

Die stimmt mich besorgt, denn vor etwa einer Woche ist ein zweiter Mond am Himmel erschienen, ein grüner Mond, der vielleicht bedeutet, dass die Zeit nun gekommen ist. Ich habe alte Schriften studiert, und glaube das es sich dabei um den Vallismond handelt, den lang verlorenen Mond der Magie. Als er erschien, gerade als die Barbarenhorde Monmurg angriff, setzte alle Magie der Welt für eine Stunde aus, und fast wäre die Stadt gefallen, wären da nicht die Kanonen des Kommissars gewesen. Chaos, Brand und Plünderei griffen um sich -- und auch der magische Schutz der Fluchkammern setzte aus. 

Das andere Problem ist der Drache. Die wahren Tempel Tharizduns wurden alle um schwarze oder violette Kristalle herumgebaut, die unheilige Eigenschaften hatten. Diese Kristalle waren schon lange vor den Tempeln da, unverrückbar, unzerstörbar -- keiner versteht wie oder warum. Vielleicht waren sie eine Art Nägel im kosmischen Sarg Tharizduns? Auch der schwarze Turm im inneren Heiligtum ist nur eine Hülle, die um solch einen Kristall herumgebaut ist, der von Träumern durchdrungen werden kann, und über den die Schicksalsträumer an Tharizduns Träumen teilhaben.  Es ist sehr gefährlich, viele wachten nie wieder auf. Ich glaube, dass der Drache auch von dem Stein versklavt worden war, und nun mit seiner Macht als Gefäß Tharizdun ungekanntes ermöglichte. So wie ein Kriegswagen um so gefährlicher ist, desto schrecklicher sein Lenker. Der Krieg der Orks gegen die Wilde Küste und das Umland der Lortmils hatte kurz nachdem der Drache dem Stein verfiel begonnen. 

Das Problem ist, wie man den Drachen wecken und dabei vom Bann des Steins befreien kann. Denn Drachen schlafen ja nur leicht. Ein traumwandelnder Ahndrache, der vom Wahn Tharizduns beherrscht wäre, als Werkzeug der Zerstörung für den Fürsten der Verneinung -- nicht auszudenken. 

Ich weiß auch keinen Weg der sicher wirken würde. Ich glaube, es gibt etwas, mit dem ihr sowohl den Drachen aus seinem Traum wecken könnt, als auch die Triade besiegen und vernichten, und die Elementarprinzen zurück bannen. Denn diese sind so mächtig, dass kein sterblicher hoffen kann, sie direkt zu bezwingen. Dazu braucht es die Hilfe der Götter. 

Die Krücke des Rao

Vor Äonen hatte der Engel Incarum die Krücke des Rao in diese Welt gebracht, und damit die Diener des Tharizdun fast sämtlich vernichtet. Nachdem das Werk getan war, der Kult zerschlagen, seine Tempel dem Vergessen anheimgefallen, ging der Stab verloren. Er tauchte dann im Jahre 9, vor fast 700 Jahren, in den Ruinen von Verliessen wieder auf, die dort lagen wo heute Mitrik ist, Hauptstadt von Veluna und Sitz des Kollegs der Bischofe, die heilige Stadt. Mitrik und Veluna und der Glaube an Rao, Gott der Vernunft, erblühten um den Stab. Erst kürzlich hat angeblich ein Kanon den Stab benutzt, um hunderte der Dämonen und Teufel des Iuz auf einmal zu Bannen. 

Ich schlage Euch vor, nach Mitrik zu gehen und dort beim Tempel vorstellig zu werden."

Der Lamassu, Maluccus, versprach, das Anliegen zu bestätigen, und dass die Helden wahr sprächen. 

Varachan beantwortete ihnen noch Fragen über den Tempel und seine Bewohner.  

Varachan berichtete auch über die Triade. Der Erste, ein Githanki oder Bleichelb aus dem Æther war beim Angriff des Drachen umgekommen.  Der zweite war der furchtbarste, zwar weniger fromm als der Dritte, doch es war ein Aboleth, ein Albtraum aus den Tiefen der See, der sich mit den andren seiner Art die Erinnerungen teilte, und man sagte sie erinnerten sich an die Zeit, als Tharizdun noch frei war. Auch konnte er in den Geist eines Lebewesens eindringen, um alle seine Geheimnisse zu erfahren und es zu versklaven. Der Dritte, ein Halbelementar, war nun der Höchspriester Tharizduns auf Erden und betrieb die Ausschachtung des alten Tempels bei Nulb. 

Im Inneren Kreis war Hedrack der mächtigste, er hatte eine Gespielin namens Nakend, auch Priesterin. Dann gab es an besonders gefährlichen Bewohnern noch Satau, ein Gedankenschinder-Hexer, der als Orakel fungierte, weil er hellsehen konnte, Chymon, einen roten Drachen, und Prinz Thrommel, der in der Schlacht von Emridy Meadows in die Hände des Kultes fiel und nun ein Vampir und Paladin der Finsternis war. Auch die beiden Nagas zusammen waren gefährlich. Von einem Orakel im äußeren Ring wusste er nichts, meinte aber, er kenne nicht alle Höhlen dort. 

Flucht aus dem Inneren Kreis

Er ließ sich den kleinen Finger Abschneiden, damit sie die Luft-Tür öffnen könnten -- er selbst war mit allen größeren Schlüsseln gesegnet worden, und konnte die Türen daher mit seinem Körper öffnen. Dann sagte er den Helden, dass sie durch die Lufttür fliehen sollten, und ließ sich niederschlagen. 

In der Vorratskammer fanden die Helden den Großteil ihrer Ausrüstung wieder, zudem Kleriker-Roben die Varachan dort vorausschauend deponiert hatte. Einige wenige ihrer magischen Gegenstände hatten sie ebenfalls von Varachan zurückerhalten und von der Hexe wieder erbeutet, doch der Rest war im Tempel an die Kultisten verteilt worden. 

Vacra wurde mit einem Gegengift Varachans vom Einfluß der Droge befreit, und machte den Lamassu und Jean unsichtbar. Dann legten alle Roben, an, und entfleuchten durch die Lufttür. 

An der Chimäre am anderen Ende der Brücke mogelten sie sich bei dem Kommandanten des Tors, einem Dunkelzwerg der auf einer Art Warg mit glühenden Augen ritt, mit der Behauptung durch, sie seien zum Wiederaufbau des Erdtempels abbeordert.